Wahrscheinlich waren Alexander und Johann bis zu ihrem Stimmbruch Chorknaben an einer Genter Kirche, vielleicht an Sint Nikolas, der Lijsbette Naps 1467 größere Geldbeträge zukommen ließ.
Lange Zeit wurde angenommen, dass es sich bei dem von 1470 bis etwa 1474 in Mailand nachzuweisenden Alexander um den Komponisten handelt, doch ist dies nach jüngeren Forschungen ausgeschlossen.
Im März 1476 ist Agricola für kurze Zeit in Cambrai als Horensänger nachzuweisen. Ob es sich bei dem Organisten Alexander, der 1477 in Utrecht erwähnt wird, um Agricola gehandelt hat, muss dahingestellt bleiben. Fest steht jedoch, dass er nicht nur wegen seiner Gesangskunst, sondern auch wegen seines virtuosen Spiels berühmt war.
Für die Zeit vom 1476 bis 1491 ist nichts bekannt. Man kann nur vermuten, dass sich Agricola in dieser Zeit auch in Deutschland oder Österreich aufgehalten hat. Darauf deuten die ausnahmslos deutsche Überlieferung einiger früher Werke Agricolas und dessen Benutzung deutscher Choraltraditionen. Beweiskräftige Dokumente fehlen bislang.
Zumindest Anfang der 1490er Jahre aber war Agricola Mitglied der Hofkapelle des französischen Königs Karl VIII.. Agricolas bedeutendster Kollege war hier Johannes Ockeghem. 1491 verließ Agricola die Kapelle ohne Erlaubnis des Königs und begab sich nach Italien.
Im September 1491 war Agricola gemeinsam mit dem Sänger Charles de Launoy, dem späteren Schwager Heinrich Isaacs, in Mantua. Doch schon nach kurzer Zeit setzten sich beide, wiederum ohne Erlaubnis, nach Florenz ab, wobei Charles de Launoy ein wertvolles Buch der Isabella dEste mit sich führte, dessen Verlust sie schließlich bemerkte und das sie erst durch Vermittlung des ferraresischen Gesandten in Florenz sowie Piero de Medicis zurückerhielt.
In Florenz wurde Agricola, protegiert von Piero de Medici, am 1. Oktober 1491 Sänger am Florentiner Dom und damit ein Kollege Heinrich Isaacs. Agricola behielt dieses Amt bis zum 30. April 1492.
Anfang Mai 1492 verließ er Florenz, alarmiert von einem Brief des französischen Königs an Piero de Medici, worin die dringende Bitte geäußert wurde, Agricola möge sofort nach Frankreich zurückkehren. Doch Agricola gehorchte nicht, sondern ging nach Neapel an den Hof Ferdinands I. (1458-1494), wo er Mitte Mai für etwa vier Wochen Aufnahme fand. Der französische König drängte weiter auf Agricolas Rückkehr, und da es Ferdinand aus politischen Gründen nicht opportun erschien, sich dem König entgegenzustellen, ließ er Agricola trotz großer Bewunderung für dessen Gesangskunst im Juni 1492 ziehen. Kürzere Aufenthalte in Rom und Florenz einlegend, kehrte Agricola nach Frankreich zurück und trat dort noch im selben Jahr seinen Dienst an.
Doch lange scheint Agricola auch diesmal nicht in Frankreich geblieben zu sein. Denn aus Briefen geht hervor, dass er und Johannes Ghiselin sich bereits im Februar und März 1494 wieder in Neapel am Hof Alfons II. aufhielten, der seit Anfang des Jahres regierte. Zu einer Anstellung kam es jedoch diesmal nicht.
Wahrscheinlich kehrte Agricola wieder nach Frankreich in sein altes Amt zurück\semikolon wenigstens bis zum Tod Karls VIII. 1498 dürfte dies der Fall gewesen sein.
Am 6. August 1500 wurde Agricola Kantor in der Kapelle Philipps des Schönen. Dieser Kapelle, damals wohl das führende Ensemble Europas, gehörten Pierre de la Rue und Nicholas Champion (Clais le Liegeois) an. Die bevorzugte Stellung, die Agricola auch hier einnahm, erhellt u.a. der Umstand, dass er 1501 als Präbendar in Gorkum (heute Gorinchem) und Valenciennes verzeichnet wird.
Die Hofkapelle begleitete den Herzog stets auf dessen Reisen, denn damals waren die Treffen der Herrscher oder deren Einzüge in die Städte auch musikalische Großereignisse. Man darf also davon ausgehen, dass Agricola sich im Gefolge des Herzogs befand, als dieser im November 1500 nach Luxemburg reiste, und dass er auch dessen erste Spanienreise vom 4. November 1501 bis zum 8. November 1503 mitgemacht hat.
Höhepunkte dieser Reise waren der Einzug in Paris am 25. November 1501 (wozu wahrscheinlich Loyset Compères Motette Gaude prole regia erklang); im Mai 1502 die Begrüßung des Herzogspaares durch Ferdinand von Aragonien und Isabella von Kastilien in Toledo; Besuche in Madrid, Guadalajara und Sigüenza; im Februar 1503 die Begegnung mit den Mauren von Saragossa und den Mysterienspielen von Perpignan; im März 1503 das Treffen mit dem französischen König in Lyon; und am 11. April 1503 die Begegnung Philipps mit seiner Schwester Margarete, die mit Philibert von Savoyen verheiratet war. Anschließend ging die Reise weiter nach Deutschland, wo Philipp am 13. September 1503 in Seefeld seinen Vater Maximilian I. traf.
Die zweite Spanienreise des Herzogs, an der Agricola mit Sicherheit teilgenommen hat, begann am 10. Januar 1506. Die Reise wurde auf dem Wasserwege unternommen, die Sänger und Instrumentalisten hatten ein eigenes Schiff. Am 13. Januar 1506 trieb ein Sturm einen Teil der Flotte, auch das Schiff der Musiker, nach Falmouth ab. Am 27. April 1506 landete die Flotte in A Coruña. Philipp und sein Gefolge zogen für den Sommer nach Valladolid und später nach Burgos, wo er einem Fieber erlag. Auch Agricola starb vor den Toren Valladolids.
(http://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_Agricola)
Werke:
5 Chansons à 3 für 3 Stimmen oder Instrumente
5 Instrumentalstücke für 3 Instrumente